Hans Rainer Künzle

2024

Entscheide des Schweizerischen Bundesgerichts zum Erbrecht, zur Erbschaftssteuer
und zur Strukturierung des Vermögens (Stiftungen, Trusts) des Jahres 2024

Redaktion successio online (Hans Rainer Künzle), 01.01.2024


Tribunal Fédéral 5F_39/2024 du 12.12.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - requête de révision de l'arrêt du Tribunal fédéral 5D_5/2024 du 6 novembre 2024, récusation

Schweizerisches Bundesgericht 5A_892/2024 vom 20.11.2023
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Absetzung des Willensvollstreckers (Zuständigkeit)

Schweizerisches Bundesgericht 5A_571/2024 vom 19.11.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Kostenfolgen (erbrechtliche Ungültigkeitsklage)

Tribunal Fédéral 5D_5/2024 du 06.11.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - exécution forcée, amende journalière (succession)

Schweizerisches Bundesgericht 5D_44/2024 vom 05.11.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Negative Feststellungsklage (Art. 85a SchKG), unentgeltliche Rechtspflege

Tribunale Federale 5A_697/2024 del 25.10.2024
II Corte di diritto civile - Diritto successorio - scioglimento della comunione ereditaria (anticipo delle spese)

Tribunal Fédéral 5A_600/2024 du 01.10.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - refus d'homologuer un testament

Schweizerisches Bundesgericht 5A_410/2024 vom 25.09.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Herausgabe von Aktien

Schweizerisches Bundesgericht 5A_610/2024 vom 19.09.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Mitwirkung der Behörde bei der Teilung

Tribunal Fédéral 5F_16/2024 du 09.09.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - demande de révision de l'arrêt du Tribunal fédéral 5A_281/2023 du 2 mai 2024
---
(vorgebrachter Revisionsgrund offensichtlich inkonsistent)

Schweizerisches Bundesgericht 5A_514/2024 vom 16.08.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Unentgeltliche Rechtspflege (vorsorgliche Beweisführung)
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(offensichtlich verspätet und nicht hinreichend begründet)

Schweizerisches Bundesgericht 5A_691/2023 vom 13.08.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Erbteilung / Herabsetzung (zeitliche Gültigkeit der Klagebewilligung)

Das Bundesgericht legt Art. 142 Abs. 2 ZPO so aus, dass der «Tag, an dem die Frist zu laufen begann» auf den Tag des fristauslösenden Ereignisses Bezug nimmt und sich nicht nach Art. 142 Abs. 1 ZPO richtet (E. 5.6).

= BGE ...
= Pra. 113 (2024)  Heft 10 Hinweise

Schweizerisches Bundesgericht 5A_37/2024 vom 12.08.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Testament
Es ist nicht Sache der Eröffnungsbehörde, sondern allein des ordentlichen Zivilgerichts, die materielle Rechtslage zu beurteilen (E. 1.2).

Im Testamentseröffnungsverfahren geht es um eine vorläufige Beurteilung der Ausgangslage und das Gericht ist nicht gezwungen, von sich aus Abklärungen zu treffen bzw. Befragungen durchzuführen (E. 2.3.3).

Tribunal Fédéral 5A_911/2022 du 22.07.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - concours de l'autorité au sens de l'art. 609 al. 1 CC, refus d'assistance judiciaire
Dans la mesure où l’autorité désignée en vertu de l’art. 609 al.1 CC intervient au partage à la place de l’héritier-débiteur et où elle est indépendante, dans ses décisions, de la volonté de celui-ci, la décision entreprise risque de causer un préjudice irréparable au sens de l’art. 93 al. 1 let. a LTF à l’héritier-débiteur (c.1.1).

La décision par laquelle cette autorité intervient ou nomme un représentant pour intervenir en lieu et place de l’héritier-débiteur a pour effet de priver définitivement l’héritier-débiteur de son droit de prendre position sur le partage (c. 2.1.2). Elle a un effet définitif et est considéré comme jugement au fond (c. 2.1.1 et 2.1.2).

Il n’est pas contraire au droit fédéral de prévoir l’intervention de l’autorité au partage selon l’art.609 al.1 CC pour le seul motif qu’un notaire a par ailleurs été commis au partage en application de la législation cantonale édictée sur la base de l’art.609 al.2 CC (c. 6.3). Dans une telle situation, il convient de veiller à ce que les deux tâches soient attribuées à deux autorités ou représentants distincts (c. 6.3).

Da die nach Art. 609 Abs. 1 ZGB bezeichnete Behörde anstelle des Schuldner-Erben in die Teilung eingreift und in ihren Entscheidungen vom Willen des Schuldner-Erben unabhängig ist, besteht die Gefahr, dass die getroffene Entscheidung dem Schuldner-Erben einen nicht wieder gutzumachenden Nachteil im Sinne von Art. 93 Abs. 1 lit. a BGG zufügt (E.1.1).

Die Entscheidung, mit der diese Behörde interveniert oder einen Vertreter ernennt, um anstelle des Schuldner-Erbens mitzuwirken, hat zur Folge, dass dem Schuldner-Erben das Recht, zur Teilung Stellung zu nehmen, endgültig entzogen wird (E. 2.1.2). Sie hat eine endgültige Wirkung und wird als materielles Endurteil betrachtet (E. 2.1.1 und 2.1.2).

Die Beteiligung der Behörde an der Teilung nach Art. 609 Abs. 1 ZGB vorzusehen, verstösst nicht allein deshalb gegen Bundesrecht, weil im Übrigen ein Notar (nach auf der Grundlage von Art. 609 Abs. 2 ZGB erlassenem kantonalem Recht) mit der Teilung beauftragt wurde (E. 6.3). In einer solchen Situation muss sichergestellt werden, dass die beiden Aufgaben zwei verschiedenen Behörden oder Vertretern zugewiesen werden (E. 6.3).

Schweizerisches Bundesgericht 5F_19/2024 vom 16.07.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Revisionsgesuch gegen das Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts 5A_603/2021 vom 24. Februar 2022
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(weder Revisionsgrund genannt noch dargelegt, inwiefern ein Revisionsgrund vorliegen sollte)

Schweizerisches Bundesgericht 5A_886/2023 vom 10.07.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Herabsetzungsklage

Zum reinen Nachlass hinzuzurechnen sind die vom Erblasser zu Lebzeiten getätigten Zuwendungen, soweit sie der Herabsetzung (Art. 475 und Art. 527 ZGB) und der Ausgleichung (Art 626 ZGB) unterliegen (E. 3.4.2). Der gewillkürten oder der gesetzlichen Ausgleichung unterliegende Zuwendungen sind auch dann hinzuzurechnen, wenn dem Ausgleichungsschuldner kein Ausgleichungsgläubiger gegenübersteht (E. 3.4.2). Die Hinzurechnung von ausgleichungspflichtigen Zuwendungen setzt grundsätzlich voraus, dass diese tatsächlich zur Ausgleichung gelangen (E. 3.4.3). Dies ist erfüllt, wenn die Vorbezüge an das Erbbetreffnis des Empfängers angerechnet werden (E. 3.4.3). Im Rahmen der Berechnung, ob der einen Herabsetzungsanspruch geltend machende Pflichtteilserbe dem Werte nach seinen Pflichtteil erhalten hat, sind der Ausgleichung unterliegenden Zuwendungen sowohl bei der Berechnung der Pflichtteilsberechnungsmasse zu berücksichtigen als auch an den Pflichtteil des betreffenden Pflichtteilserben anzurechnen (E. 3.4.3 und 3.5).
= ius.focus 9/2024, 4 (Anmerkungen von Meriel Faller)
Bei der Anrechnung von ausgleichspflichtigen Zuwendungen ist einzig wichtig, ob diese an sich ausgleichspflichtig wären oder nicht. Dass die Vorbezüge zur Ausgleichung gelangen, bedeutet nur, dass sie rechnerisch zur Anrechnung an das Erbbetriffnis des Empfängers gelangen.

Schweizerisches Bundesgericht 5A_415/2024 vom 10.07.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Erbschaftsklage (Abschreibungsverfügung und Revision)

--- (Begründung ungenügend)

Tribunal Fédéral 5A_11/2024 du 02.07.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - indignité successorale (tardiveté de l'appel)

Schweizerisches Bundesgericht 5A_405/2024 vom 02.07.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Erbenbescheinigung, Akteneinsicht

--- (offensichtlich unzulässig)

Schweizerisches Bundesgericht 5A_406/2024 vom 02.07.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Akteneinsicht (Erbrecht)

--- (offensichtlich unzulässig)

Tribunal Fédéral 5A_597/2023 du 20.06.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - avance de frais (action successorale)

Les décisions incidentes exigeant une avance de frais ou des sûretés en garantie des dépens prévues par la loi peuvent en principe causer un préjudice irréparable au sens de l'art. 93 al. 1 let. a LTF si, en cas de retard, c'est-à dire si le montant exigé n'est pas payé à temps, une décision de non-entrée en matière risque d'être rendue. La partie recourante doit toutefois démontrer de manière circonstanciée que ce préjudice la menace effectivement parce qu'elle n'est pas financièrement en mesure de fournir l'avance de frais ou les sûretés (c. 1.3).

Si la requête d’assistance judiciaire avait été rejetée parce que le recourant n’avait pas produit toutes les pièces utiles à l’établissement de sa situation financière et qu’il n’invoque pas de circonstances autres que les éléments financiers déjà exposés, il n’est pas possible de démontrer qu'il ne dispose pas des moyens nécessaires pour payer l'avance de frais exigée (c. 2).

Zwischenentscheide, mit denen ein Kostenvorschuss oder eine Sicherstellung der mutmasslichen Parteientschädigung verlangt wird, können grundsätzlich einen nicht wieder gutzumachenden Nachteil im Sinne von Art. 93 Abs. 1 lit. a BGG bewirken, wenn im Säumnisfall, d.h. bei nicht rechtzeitiger Bezahlung des verlangten Betrages, ein Nichteintretensentscheid droht. Der Beschwerdeführer muss substanziiert darlegen, dass dieser Nachteil wirklich droht, weil er finanziell nicht in der Lage ist, den Kostenvorschuss bzw. die Sicherstellung zu leisten (E. 1.3).

Wurde das Gesuch um unentgeltliche Rechtspflege abgelehnt, weil der Beschwerdeführer nicht alle notwendigen Unterlagen zur Ermittlung seiner finanziellen Situation eingereicht hatte und macht er keine über die bereits dargelegten finanziellen Elemente hinausgehenden Umstände geltend, lässt sich nicht belegen, dass er nicht über die notwendigen Mittel zur Bezahlung des Kostenvorschusses verfügt (E. 2).

Schweizerisches Bundesgericht 5D_12/2024 vom 13.06.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Rechenschaftsbericht, Vorschuss für Erbenvertretung

--- (Begründung ungenügend, keine Willkür)

Schweizerisches Bundesgericht 5D_18/2024 vom 13.06.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - vorsorgliche Massnahmen (Erbrecht)

--- (Begründung ungenügend)

Schweizerisches Bundesgericht 5A_969/2023 vom 05.06.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Informationsbegehren

Der Informationsanspruch von Erben kann sich sowohl aus dem Vertragsrecht als auch aus dem Erbrecht ergeben (E. 6.1).

Vertragliche Ansprüche gehen nach dem Prinzip der Universalsukzession gem. Art. 560 ZGB auf die Erben über, soweit sie nicht höchstpersönliche Rechte des Erblassers betreffen. Diese Ansprüche stehen jedem Erben einzeln zu. Das Auskunftsrecht gegenüber einer Bank, mit welcher der Erblasser in einer vertraglichen Beziehung stand, ergibt sich aus Art. 400 Abs. 1 OR (E. 6.1.1).

Die erbrechtlichen Informationsansprüche ergeben sich aus Art. 607 Abs. 3 und Art. 610 Abs. 2 ZGB. Diese gelten gemäss ihrem Wortlaut nur zwischen den Erben. Die Rechtsprechung hat diese Bestimmungen analog auf Dritte ausgedehnt. Gegenüber einer Bank steht den Erben – je einzeln – ein erbrechtlicher Informationsanspruch zu betreffend Vermögenswerte, die von der Bank gehalten werden und potenziell Teil des Nachlasses sind. Dies jedoch nur sofern der auskunftsersuchende Erbe ein besonderes Rechtsschutzinteresse glaubhaft machen kann, sei es mit Blick auf eine Herabsetzungs- oder Erbschaftsklage oder aber im Rahmen einer Ausgleichungs- und Teilungsklage (E. 6.1.2).
= ius.focus 7/2024, 3 (Anmerkungen von Christapor Yacoubian)
Erbrechtliche Informationsansprüche stehen den Erben nicht voraussetzungslos zu, sondern sind im Hinblick auf eine erbrechtliche Auseinandersetzung zu stellen.

Tribunal Fédéral 5A_768/2023 du 04.06.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - mesures provisionnelles (révocation du représentant de la communauté héréditaire)

--- (unzulässig, Begründung ungenügend)

Tribunal Fédéral 5A_790/2023 du 23.05.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - succession, demande de renseignements (art. 607 al. 3 et 610 al. 2 CC)

L’essence même du droit à l’information est que l’ayant droit n’a pas à prouver ce qu’il cherche pour le faire valoir. Des indices suffisent. Les difficultés éventuelles à trouver les renseignements ne modifient pas le devoir qui incombe aux héritiers et ceux-ci doivent s’en acquitter au mieux. (c. 6.2.).

Zum Wesen des Informationsanspruchs gehört, dass der Berechtigte zu dessen Geltendmachung nicht beweisen muss, wonach er sucht. Es genügen Anhaltspunkte. Etwaige Schwierigkeiten, die Information zu finden, ändern nichts an der den Erben obliegenden Pflicht. Die Erben müssen diese so gut wie möglich erfüllen (E. 6.2).

Schweizerisches Bundesgericht 5A_307/2024 vom 17.05.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Eröffnung einer Verfügung von Todes wegen

--- (offensichtlich nicht hinreichend begründet)

Tribunal Fédéral 5A_281/2023 du 02.05.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - succession, exécution forcée

--- (sämtliche Rügen gegen Entscheid betreffend Zwangsvollstreckung unzulässig)

Schweizerisches Bundesgericht 5A_963/2023 vom 01.05.2024
II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Unentgeltliche Rechtspflege (Testamentsungültigkeit)

Das Gericht darf zur Beurteilung des Gesuchs um unentgeltliche Rechtspflege aktuelle Belge (insbesondere Kontoauszüge) verlangen und muss sich nicht mit der Einreichung der letzten Steuererklärung (bzw. der Steuerveranlagung) begnügen (E. 3.3.1).

Tribunal Fédéral 5F_28/2023 du 16.04.2024 
IIe Cour de droit civil - Droit des successions - Demande de révision de l'arrêt du Tribunal fédéral 5A_419/2020 du 16 avril 2021

--- (Revisionsgrund nach Art. 123 Abs. 2 lit. a BGG nicht gegeben)

Schweizerisches Bundesgericht 5A_656/2023 vom 12.04.2024

II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Erbteilung

Allgemein zur Rechtsmissbräuchlichkeit der Verjährungseinrede s. E. 4.2.

Folgende Verhaltensweisen nach Abschluss eines partiellen Erbteilungsvertrages haben nicht die Rechtsmissbräuchlichkeit der Verjährungseinrede zur Folge: blosse Passivität der Miterben während der Verjährungsfrist, einvernehmliche Mitwirkung am Verkauf von abparzellierten Grundstücken und Entgegennahme des Verkaufserlöses im Umfang der festgelegten Erbquoten, Unterlassung der Berufung auf die Verjährung vor dem Erbteilungsprozess (E. 4.6.1).

Tribunal Fédéral 5A_769/2023 du 09.04.2024

IIe Cour de droit civil - Droit des successions - partage successoral

La cour cantonale déduit de l’interprétation du «contrat de prêt et reconnaissance de dette» que la défunte entendait récupérer la créance au plus tard lors de sa succession (c. 3.1).

Cette interprétation subjective dudit contrat relève des constations de fait qui lient le Tribunal fédéral (c. 3.3).

Une dispense de l’obligation de rapporter ne doit être exprès selon l’art. 626 al. 2 CC que si le défunt n’a pas exprimé sa volonté, ou, du moins, a confirmé, d’une manière ou d’une autre, le système prévu par la loi. En revanche, si le testateur a modifié de manière intentionnelle la répartition légale, le défunt a entendu tenir compte des libéralités reçues par les héritiers légaux de son vivant (c. 4.3, confirmation de la jurisprudence).

Une nouvelle estimation de la valeur des immeubles peut notamment être exigée si la procédure dure très longtemps, parce qu’une modification de la valeur du bien immobilier est alors possible, ou si l’éventualité d’une modification de la valeur est démontrée alors que la procédure n’a duré que peu de temps. Dans ces deux cas, l’estimation d’origine doit être devenue grossièrement erronée (c. 5.3.1, confirmation de la jurisprudence).

Das kantonale Gericht schliesst aus der Auslegung des «contrat de prêt et reconnaissance de dette», dass die Erblasserin die Forderung spätestens mit ihrem Erbfall zurückerlangen wollte (E. 3.1).

Diese subjektive Auslegung des besagten Vertrags ist als Tatsachenfeststellung für das Bundesgericht bindend (E. 3.3).

Eine Befreiung von der Ausgleichungspflicht muss nur dann nach Art. 626 Abs. 2 ZGB ausdrücklich erfolgen, wenn der Erblasser seinen Willen nicht geäussert hat oder in irgendeiner Weise das gesetzlich vorgesehene System bestätig hat. Hat der Erblasser dagegen von der gesetzlichen Erbfolge abweichend verfügt, wird davon ausgegangen, dass er lebzeitige Zuwendungen an die gesetzlichen Erben berücksichtigt hat (E. 4.3, Bestätigung der Rechtsprechung).

Eine neue Schätzung des Immobilienwerts kann insbesondere dann verlangt werden, wenn das Verfahren sehr lange dauert, weil dann eine Änderung des Immobilienwerts möglich ist, oder wenn die Möglichkeit einer Wertänderung nachgewiesen wird, obwohl das Verfahren nur kurze Zeit gedauert hat. In beiden Fällen muss die ursprüngliche Schätzung grob fehlerhaft geworden sein (E. 5.3.1, Bestätigung der Rechtsprechung).

Schweizerisches Bundesgericht 5A_601/2023 vom 02.04.2024

II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Aufsichtsbeschwerde gegen Willensvollstrecker

Der Anspruch auf rechtliches Gehör bezieht sich in erster Linie auf Tatsachen. Die Parteien müssen gegebenenfalls aber auch zu Rechtsfragen angehört werden, wenn die Behörde sich auf gesetzliche Vorschriften stützen möchte, die von diesen vernünftigerweise nicht vorausgesehen werden können, wenn die Rechtslage sich geändert hat oder wenn ein besonders weiter Ermessensspielraum besteht (E. 6.2.1).

Die Parteien hätten angesichts der eingereichten Kontoauszüge und der vorgebrachten Vorwürfe die Neuberechnung des Streitwerts vorhersehen können und damit rechnen müssen, dass das Obergericht dabei von einer unbestimmten Dauer der Verwaltung ausgeht. Folglich liegt keine überraschende Motivsubstitution vor (E. 6.2.2). 

Schweizerisches Bundesgericht 5A_852/2023 vom 26.03.2024

II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Rechtsverweigerung (Testamentseröffnung)

Einzuliefern (Art.556 Abs.1 ZGB) und zu eröffnen (Art.557 Abs.1 ZGB) sind Schriftstücke, die selbst, das heisst für sich genommen, eine letztwillige Verfügung verkörpern könnten, nicht aber irgendwelche Unterlagen, mit denen eine mutmassliche, bloss gedachte letztwillige Verfügung bewiesen werden soll, von der unbekannt ist, ob sie (im Original) noch existiert oder überhaupt je existierte (E. 5).

Schweizerisches Bundesgericht 5A_803/2023 und 5A_804/2023 vom 21.03.2024

II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Erbteilungsklage
Das Bundesgericht geht von einem anfechtbaren Teilentscheid aus, wenn die Erbteilung mit dem angefochtenen Entscheid zwar nicht abgeschlossen ist, die Parteien sich aber über alle übrigen Aspekte der Erbteilung geeinigt haben oder mindestens davon auszugehen ist, dass sie sich nach dem Urteil über den im angefochtenen Entscheid entschiedenen Teilaspekt in den übrigen Streitpunkten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einigen vermöchten (E. 4.3.3).

Die separaten Rechtsbegehren um Aktienzuteilung, um Ausgleichung des Kontrollwerts der Stimmrechtsaktien und um Ausgleichung lebzeitiger Zuwendungen wurden zum Gegenstand ein und desselben Erbteilungsprozesses gemacht. Die zweite Instanz hat das Verfahren zur Beurteilung des Streits über die Ausgleichung lebzeitiger Zuwendungen an die erste Instanz zurückgewiesen. Entsprechend besteht noch keine endgültige Klarheit über die Erbteilung. Hinsichtlich der Aktienzuweisung und der daraus resultierenden Ausgleichbeiträge liegt somit kein anfechtbarer Teilentscheid vor (E. 4.4).

Schweizerisches Bundesgericht 5A_15/2024 vom 21.03.2024

II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Vorläufige Einstellung der Betreibung (Art. 85a Abs. 2 SchKG)
--- (unzulässige Beschwerde gegen Zwischenentscheid)

Schweizerisches Bundesgericht 5A_238/2023 vom 18.03.2024

II. zivilrechtliche Abteilung – Erbrecht - Herabsetzungsklage, Erbenstellung (Zahlvaterschaft)​​​​​​​

= BGE 150 III 160
Art. 457 und 522 ZGB, Art. 13a Abs. 1 SchlT ZGB; Art. 8 i.V.m. Art. 14 EMRK; Zahlvaterschaft und Aktivlegitimation zur Erhebung einer Herabsetzungsklage

Die Frage, wer Nachkomme ist, entscheidet das Familienrecht. Vorausgesetzt ist ein rechtliches Kindesverhältnis (E. 4.4). Ein solches begründete die altrechtliche Zahlvaterschaft nicht (E. 4.5.1 und 7). Sie wurde mit Inkrafttreten des neuen Kindesrechts auch nicht ipso iure in ein rechtliches Kindesverhältnis umgewandelt (E. 4.6.1), was im Hinblick auf die Europäische Menschenrechtskonvention nicht zu beanstanden ist (E. 8). Frage offengelassen, ob die Übergangsbestimmung von Art. 13a SchlT ZGB konventionswidrige Elemente enthält (E. 8). Bei der Vaterschaftsklage handelt es sich um eine Gestaltungsklage. Deren Wirkungen können nicht im Rahmen der Beantwortung von (rechtlichen) Vorfragen (hier: Aktivlegitimation zur Erhebung einer Herabsetzungsklage) herbeigeführt werden, sondern nur mittels der im Gesetz hierfür vorgesehenen Mittel (E. 7.2). Dazu hätte der Beschwerdeführer eine Vaterschaftsklage erheben können und müssen (E. 4.6.2 und 7.4.1). Er kann sich nicht darauf berufen, aufgrund der angeblichen Konventionswidrigkeit von Art. 13a Abs. 1 SchlT ZGB müsse er im Herabsetzungsprozess "automatisch" als Nachkomme des Erblassers anerkannt werden (E. 9.1).

Art. 457 et 522 CC , art. 13a al. 1 Tit. fin. CC; art. 8 en relation avec l'art. 14 CEDH; paternité alimentaire et légitimation active pour intenter une action en réduction

La question de savoir qui est le descendant ressortit au droit de la famille. La condition préalable est l'existence d'un lien de filiation juridique (consid. 4.4). La paternité de paiement de l'ancien droit ne fonde pas un tel lien (consid. 4.5.1 et 7). Elle n'a pas non plus été transformée ipso iure en un lien de filiation juridique avec l'entrée en vigueur du nouveau droit de la filiation (consid. 4.6.1), ce qui n'est pas critiquable au regard de la Convention européenne des droits de l'homme (consid. 8). Est laissée ouverte la question de savoir si la disposition transitoire de l'art. 13a Tit. fin. CC contient des éléments contraires à la Convention (consid. 8). L'action en paternité est une action formatrice. Ses effets ne peuvent pas être obtenus dans le cadre de la réponse à des questions (juridiques) préalables (en l'occurrence: légitimation active pour introduire une action en réduction), mais uniquement par les moyens prévus à cet effet par la loi (consid. 7.2). Le recourant aurait, dès lors, pu et dû introduire une action en paternité (consid. 4.6.2 et 7.4.1). Il ne peut se prévaloir de la soi-disant non-conventionnalité de l'art. 13a al. 1 Tit. fin. CC pour être reconnu "automatiquement" comme descendant du défunt dans le procès en réduction (consid. 9.1).

Art. 457 e 522 CC, art. 13a cpv. 1 Tit. fin. CC; art. 8 in relazione con l'art. 14 CEDU; paternità tributaria e legittimazione attiva a promuovere un'azione di riduzione

È il diritto di famiglia a determinare chi è discendente. Occorre un rapporto di filiazione giuridica (consid. 4.4). La paternità tributaria del diritto previgente non fonda un tale rapporto (consid. 4.5.1 e 7). Essa non si è neppure trasformata ipso iure in un rapporto di filiazione giuridica con l'entrata in vigore del nuovo diritto di filiazione (consid. 4.6.1), ciò che non è criticabile sotto il profilo della Convenzione europea dei diritti dell'uomo (consid. 8). La questione se la norma transitoria dell'art. 13a Tit. fin. CC contenga elementi contrari alla Convenzione è lasciata aperta (consid. 8). L'azione di paternità è un'azione costitutiva. I suoi effetti non possono essere ottenuti rispondendo a questioni (giuridiche) pregiudiziali (in concreto: la legittimazione attiva a promuovere un'azione di riduzione), ma unicamente attraverso i mezzi previsti a tale scopo dalla legge (consid. 7.2). Per questo il ricorrente avrebbe potuto e dovuto introdurre un'azione di paternità (consid. 4.6.2 e 7.4.1). Egli non può far valere che, in virtù della pretesa contrarietà dell'art. 13a cpv. 1 Tit. fin. CC alla Convenzione, dovrebbe essere "automaticamente" riconosciuto quale discendente del defunto nella procedura di riduzione (consid. 9.1).

= ius.focus 5/2024, S. 3 (Anmerkungen von Christoapor Yacoubian)
Wer noch nach altem Kindsrecht in keinem rechtlichen Kindesverhältnis zum Zahlvater steht, kann mangels Aktivlegitimation keine Herabsetzungsklage erheben. Offenstehet jedoch - entgegen der intertemporalen Regelung nach Art. 13a SchlTZGB - die Vaterschaftsklage gemäss Art. 263 Abs. 3 ZGB.
= Pra. 113 (2024) Heft 6 Hinweise BGE VIII

Tribunal Fédéral 5A_67/2024 du 18.03.2024

IIe Cour de droit civil - Droit des successions - destitution de l'exécuteur testamentaire
--- (unzulässige Beschwerde gegen Zwischenentscheid)

Tribunal Fédéral 5A_823/2023 du 05.03.2024

IIe Cour de droit civil - Droit des successions - restitution de délai de répudiation de la succession

La question de savoir si on se trouve en présence d'un motif important, justifiant la restitution du délai de répudiation dépend de ce que l'intéressé a entrepris ou aurait pu entreprendre, durant le délai ordinaire de répudiation, pour connaître l'état de la succession. Doivent être pris en considération à cet égard la proximité spatiale et personnelle avec le défunt, de même que les liens familiaux et la complexité de la situation de fortune du de cujus, ainsi que les circonstances personnelles relatives à l'héritier, telles que son âge, son état de santé, son habitude des affaires (c. 3.1.1).
La requête en prolongation ou en restitution du délai pour répudier est soumise à la maxime inquisitoire (art. 255 let. b CPC). Il s'agit cependant d'une maxime inquisitoire, dite limitée ou simple, dans le cadre de laquelle l'obligation du juge d'établir d'office les faits ne dispense pas les parties de collaborer activement à la procédure, de renseigner le juge sur les faits pertinents de la cause et de lui indiquer les moyens de preuve propres à les établir (c. 3.3).
Ob ein wichtiger Grund vorliegt, welche die Wiederherstellung der Ausschlagungsfrist rechtfertigt, hängt davon ab, was der betreffende Erbe während der ordentlichen Ausschlagungsfrist unternommen hat oder hätte unternehmen können, um sich einen Überblick über den Stand des Nachlasses zu verschaffen. Dabei sind die räumliche und persönliche Nähe zum Erblasser, die familiären Bindungen und die Komplexität der Vermögensverhältnisse des Erblassers sowie die persönlichen Umstände des Erben wie Alter, Gesundheitszustand, Gewandtheit in geschäftlichen Angelegenheiten usw. zu berücksichtigen (E. 3.1.1).

Das Gesuch um Verlängerung oder Wiederherstellung der Ausschlagungsfrist unterliegt dem Untersuchungsgrundsatz (Art. 255 lit. b ZPO). Es handelt sich dabei um eine eingeschränkte Untersuchungsmaxime, bei der die Pflicht des Richters, den Sachverhalt von Amtes wegen zu ermitteln, die Parteien nicht davon entbindet, aktiv am Verfahren mitzuwirken, den Richter über die relevanten Tatsachen des Falles zu informieren und Beweismittel zu nennen, die geeignet sind, diese Tatsachen zu ermitteln (E. 3.3).

Schweizerisches Bundesgericht 5A_669/2022 vom 02.02.2024

II. zivilrechtliche Abteilung – Personenrecht - Eintragung einer Familienstiftung

Art. 335 ZGB stellt zwingendes materielles Recht dar und gehört zu den Bestimmungen, welche das Handelsregisteramt mit beschränkter Prüfungsdichte überprüft (E. 4.6.2).
Art. 355 Abs. 1 ZGB gestattet Familienstiftungen nur zum Zweck, Familienangehörigen in bestimmten Lebenslagen die materielle Hilfe zu gewähren, die diese Lage nötig oder doch wünschbar macht. Den Familienangehörigen ohne besondere Voraussetzungen dieser Art den Genuss des Stiftungsvermögens oder der Erträgnisse desselben zu verschaffen, ist nach dem Gesetz nicht zulässig (E. 4.7.1.2).
Es ist nichts in die Stiftungsurkunden hineinzulesen, das darin keinen Ausdruck gefunden hat. Ein unzulässiger Stiftungszweck genügt, um die Eintragung der altrechtlichen Familienstiftung ins Handelsregister zu verweigern. Die Frage einer allfälligen Teilnichtigkeit ist durch das zuständige Zivilgericht zu klären (E. 4.7.2).
= ius.focus 3/2024, S. 5 (Anmerkungen von Christian Kirchmayr)
Das Handelsregister darf die Eintragung einer altrechtlichen Familienstiftung ins Handelsregister verweigern, wenn die Stiftung einen rechtswidrigen Zweck i.S.v. Art. 335 Abs. 1 ZGB verfolgt.

Tribunal Fédéral 5A_959/2023 du 23.01.2024

IIe Cour de droit civil - Droit des successions - avance de frais (action en réduction)
--- (Kostenvorschuss und URP)

Tribunal Fédéral 5A_529/2023 du 17.01.2024

IIe Cour de droit civil - Droit des successions - révocation d'un représentant de la communauté héréditaire​​​​​​​
--- (behauptete Willkür nicht nachgewiesen)

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