2021
Entscheide kantonaler Gerichte und Behörden zum Erbrecht, zur Erbschaftssteuer
und zur Strukturierung des Vermögens (Stiftungen, Trusts) des Jahres 2021
Redaktion successio online (Hans Rainer Künzle), 01.01.2021
Obergericht Nidwalden ZA 21 18 vom 20.12.2021
Erbrechtliche Vorfragen verhindern eine Zuständigkeit nach LugÜ nicht.
Das Erbrecht einschliesslich des Testamentsrechts ist nur dann vom Anwendungsbereich des LugÜ ausgeschlossen (Art. 1 Ziff. 2 lit. a LugÜ), wenn es selbst Gegenstand des Rechtsstreits bildet. Falls nur erbrechtliche Vorfragen geklärt werden müssen, bleibt das LugÜ anwendbar. Wenn kein erbrechtlicher Anspruch geltend gemacht wird bzw. sich die Parteien nicht auf einen erbrechtlichen Titel berufen, sondern nur die Aktivlegitimation des Erben auf einem erbrechtlichen Titel beruht, bleibt das LugÜ anwendbar (E. 3.3.2).
Bei einem Regressanspruch, den die Klägerin als Erbin des schenkenden Erblassers gegen den Beschenkten geltend macht, ist die Hauptfrage nicht erbrechtlicher Natur, sondern der Bezug zum Erbrecht könnte höchstens als Vorfrage bei de Prüfung der Aktivlegitimation auftreten (E. 3.3.3).
Tribunal Cantonal Fribourg 101 2020 277 du 17.12.2021
Droit des successions – répudiation – annulation en raison d’un vice de la volonté
L’art. 7 CC n’implique pas l’application sans réserve des art. 23 ss. CO sur l’invalidation de la déclaration de répudiation d’une succession. Selon l’art. 31 CO, l’erreur peut être invoquée dans un délai d’une année dès sa découverte. Appliqué à l’annulation d’une déclaration de répudiation, ce délai aboutirait à créer une incertitude incompatible avec la nature de l’institution de la répudiation (E. 3.4.1).
La règlementation prévue à l’art. 576 CC en matière de restitution du délai de répudiation fournit des éléments susceptibles d’être repris pour fixer les modalités à respecter et les limites qu’il conviennent d’assigner au droit d’invoquer l’erreur pour annuler une déclaration de répudiation. La déclaration d’annulation de la répudiation pour cause d’erreur essentiel devrait alors être adressée dans un délai de quelques semaines après la découverte de l’erreur (E. 3.4.2).
Art. 7 ZGB impliziert nicht, dass die Art. 23 ff. OR ohne Vorbehalt auf die Ungültigerklärung der Ausschlagungserklärung angewendet wird. Nach Art. 31 OR, kann der Irrtum binnen Jahresfrist seit der Entdeckung geltend gemacht werden. Würde dies auch auf die Aufhebung einer Ausschlagungserklärung angewendet werden, würde das zu einer Rechtsunsicherheit führen, die mit der Natur des Rechtsinstituts der Ausschlagung unvereinbar wäre (E. 3.4.1).
Die in Art. 576 ZGB für die Wiederherstellung der Ausschlagungsfrist vorgesehene Regelung liefert Elemente, die geeignet sind, die Modalitäten und Grenzen des Rechts festzulegen, sich auf die Aufhebung der Ausschlagungserklärung infolge eines Irrtums zu berufen. Die Aufhebung der Ausschlagungserklärung aufgrund eines Irrtums müsste folglich innert weniger Wochen nach der Entdeckung des Irrtums erklärt werden (E. 3.4.2).
Verwaltungsgericht Nidwalden VA 21 15 (P 21 6) vom 29.11.2021
Aufsichtsbeschwerde gegen Willensvollstrecker
Die Absetzung des Willensvollstreckers durch die Aufsichtsbehörde ist gesetzlich zwar nicht vorgesehen, kann jedoch nach Lehre und Praxis als ultima ratio in Frage, wenn sich mildere Massnahmen als wirkungslos oder untauglich erweisen. Unter Umständen ist aber auch eine direkte Absetzung, d.h. ohne vorgängige Anordnung von milderen Massnahmen möglich (E. 3.2).
Da sich alle Auflagen bzw. Massnahmen, die der Regierungsrat vorgesehen hatte, als untauglich bzw. nicht umsetzbar erweisen, ist nicht ansatzweise ein milderes, erfolgsversprechendes Mittel ersichtlich als die unmittelbare Absetzung. Insbesondere sagt die halbjährlich ärztlich zu bescheinigende Urteilsfähigkeit nichts darüber aus, ob der Willensvollstrecker in der Lage ist, seinem Amt auf zielführende Weise nachzukommen; es entsteht der Eindruck, als sei der Willensvollstrecker vollumfänglich überfordert, auch wenn er urteilsfähig ist (E. 3.9.1).
Cour de Justice Genève DAS/203/2021 du 09.11.2021
Les droits et obligations compris dans la succession restent indivis jusqu'au partage (Art. 602 al. 1 CC)
La nomination d’un représentant d’hoirie doit être faite chaque fois qu’elle paraît utile, selon l’appréciation de l’autorité, parce que les héritiers ne peuvent pas agir envers des tiers, d’une façon générale ou dans un cas particulier, en raison de leurs divergences, ou en cas de blocages survenus en raison des dissensions des héritiers ou encore lorsque la substance ou les rendements de la succession sont mis en péril (E. 3.2).
L’existence d’une mésentente entre les héritiers, manifestée par plusieurs procédures introduites de part et d’autre, ne justifie pas la désignation d’un représentant de la communauté héréditaire, autant que cette mésentente ne met pas en péril de manière concrète et imminente les biens successoraux (E. 3.3).
Ein Erbenvertreter muss immer dann ernannt werden, wenn dies nach dem Ermessen der zuständigen Behörde als nützlich erscheint, weil die Erben aufgrund ihrer Meinungsverschiedenheiten generell oder im Einzelfall gegenüber Dritten nicht handlungsfähig sind, wenn aufgrund der Uneinigkeit der Erben Blockaden entstanden sind oder wenn die Substanz oder die Erträge des Nachlasses gefährdet sind (E. 3.2).
Das Vorliegen solcher Meinungsverschiedenheiten, die sich in mehreren von beiden Seiten eingeleiteten Verfahren manifestieren, rechtfertigt nicht die Ernennung eines Erbenvertreters, solange die Uneinigkeit keine konkrete und unmittelbare Gefahr für das Nachlassvermögen darstellt (E. 3.3).
Versicherungsgericht St. Gallen EL 2020/97 vom 21.10.2021
Nachweis des Willensvollstreckers für sein Amt
Als solidarisch haftender Erbe der verstorbenen EL-Bezügerin, ist der Erbe zur Stellung eines Erlassgesuchs für die Rückforderungsansprüche bzw. zur diesbezüglichen Beschwerde legitimiert. Er und muss weder eine Willensvollstrecker-Urkunde noch eine Vollmacht aller Erben zur Prozessführung einreichen (E. 1.2).
Kantonsgericht Freibourg 101 2021 300 vom 08.10.2021
Erbrecht (Ausschlagungsprotokoll, Wiedererwägung, Kosten)
Das Ausschlagungsprotokoll hat nur deklaratorische Wirkung. Selbst wenn eine Ausschlagungserklärung zurückgewiesen wird, bleibt es dem betroffenen Erben unbenommen, sich auf die erklärte Ausschlagung zu berufen, sollte er für Erbschaftsschulden belangt werden, und ungeachtet der Protokollierung der Ausschlagungserklärung steht den Gläubigern des Erblassers die Möglichkeit offen, gegen einen Erben vorzugehen, der die Ausschlagung erklärt hat (E. 2.2).New Para
Da das Ausschlagungsprotokoll keine Rechtswirkung entfaltet, konnte von der Friedensrichterin nicht erwartet werden, dass sie Abklärungen trifft, ob tatsächlich die Berufungsbeklagte Einmischungshandlungen vorgenommen hatte. Es ist nicht zu beanstanden, dass sie die Ausschlagung nicht demzufolge zurückgewiesen hat (E. 2.3).g
Cour de Justice Genève ACJC/1262/2021 du 05.10.2021
Art. 70 al. 1 CPC; Art. 602 et 659 CC; Succession; invalidation convention de cession actions; enrichissement illégitime; légitimation active; consorite necessaire
La communauté héréditaire n'a pas la capacité d'ester en justice. Pour engager un procès contre un tiers, il faut donc que tous les héritiers soient demandeurs; ils sont ainsi consorts nécessaires (c. 4.2).New Par
L’héritière a introduit seule l’action en constat d’invalidation de la convention de cession d’actions et en restitution de l'enrichissement illégitime à l'encontre de l’entreprise, tiers non membre de la communauté héréditaire. Aucune exception à l'action conjointe ne peut être admise en l'espèce de sorte que l’héritière ne peut pas agir seule en se contentant d'attraire son cohéritier aux côtés des défendeurs; elle ne dispose pas de la légitimation active et sa demande doit être rejetée (c. 5).agraph
Die Erbengemeinschaft ist nicht prozessfähig. Um einen Prozess gegen einen Dritten zu führen, müssen daher alle Erben Kläger sein; sie sind somit eine notwendige Streitgenossen (E. 4.2).
Die Erbin reichte allein die Klage auf Feststellung der Ungültigkeit der Vereinbarung über die Übertragung von Aktien und auf Herausgabe der unrechtmässigen Bereicherung gegen die Firma, eine Dritte, nicht Mitglied der Erbengemeinschaft, ein. In diesem Fall kann keine Ausnahme von der gemeinsamen Klage zugelassen werden, so dass die Erbin nicht allein klagen kann, indem sie einfach ihre Miterben auf der Beklagtenseite aufführt; sie ist nicht aktiv legitimiert und ihre Klage muss abgewiesen werden (E. 5).
Tribunal Cantonal Fribourg 101 2021 387 du 27.09.2021
Droit des successions – liquidation officielle
Le droit de répudier de celui qui meurt avant d’avoir opté passe à son héritier (voir art. 569 al. 1 CC). Dans l’hypothèse où ce dernier décède, ce droit passe à son tour à ses propres héritiers, qui conservent la faculté d’accepter la succession principale mais de répudier la succession du premier
de cujus
; seule la répudiation de la seconde succession emporte la répudiation de la première. En l’espèce la seule héritière pouvait répudier la succession du premier défunt, même si elle avait accepté la succession de la deuxième défunte. Aussi, si cette constellation était envisageable pour elle, la liquidation officielle de la première succession restait possible (c. 3.4).
Das Recht zur
Ausschlagung desjenigen, der verstirbt, bevor er seine Wahl ausgeübt hat (siehe Art. 569 Abs. 1 ZGB). Stirbt letzterer, geht sein Rechtauf seine eigenen Erben über, die weiterhin die Möglichkeit haben, die Haupterbschaft anzunehmen, aber die Erbschaft des ersten Erblassers auszuschlagen; nur die Ausschlagung der zweiten Erbschaft hat die Ausschlagung auch der ersten zur Folge. In diesem Fall konnte die Alleinerbin die Erbschaft des ersten Verstorbenen ausschlagen, auch wenn sie die Erbschaft der zweiten Verstorbenen angenommen hatte. Wenn also diese Konstellation für sie denkbar war, blieb die amtliche Liquidation des ersten Nachlasses weiterhin möglich (E. 3.4).
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