2010

Entscheide kantonaler Gerichte und Behörden zum Erbrecht, zur Erbschaftssteuer und zur Strukturierung des Vermögens (Stiftungen, Trusts)
des Jahres 2010

Redaktion successio online (Hans Rainer Künzle), 01.01.2010
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Kantonsgericht Neuenburg CC.2010.58 vom 29.12.2010
Art. 521 CC
Testament hautement contestable - par sa date ( 6 jours avant la mort du testateur, vieillard gravement malade) et par son contenu (un inconnu est désigné héritier, alors que son nom ressemble à celui du médecin du testateur) - adopté le 25/7/2003.
O., institué par un testament antérieur mais plus par celui précité, agit contre l'inconnu apparemment institué, le 9/7/2004.
M., le médecin traitant du défunt, agit en rectification du testament et obtient gain de cause, par jugement du 1/2/2010.
O. agit alors, le 7/6/2010, en annulation de testament contre M.
Statuant sur moyen séparé, la Cour déclare O. forclos car il savait dès 2004 que M. était probablement l'héritier nouvellement institué. En outre, O. n'était pas directement affecté par la désignation de M., vu la cascade des institutions d'héritiers
Par arrêt du 01.09.2011(réf. 5A_89/2011), le TF a rejeté le recours en matière civile déposé contre cette décision
= RJN 2011, 17

Sozialversicherungsgericht Zürich BV.2009.00018 vom 23.12.2010
BVG-Leistungen (Säule 2a) fallen nicht in den Nachlass
Die Witwe und die Kinder haben Anspruch auf eine Rente aus beruflicher Vorsorge, sofern der verstorbene Ehemann und Vater ganz oder teilweise arbeitsunfähig war, als er unter dem Vorsorgeversicherungsschutz stand und der Grund zur Arbeitsunfähigkeit zu seinem nach Beendigung des Arbeitsverhältnis eingetretenen Tod führte (E. 4).

Obergericht Zürich NR100038 vom 11.11.2010
Liquidation einer Erbengemeinschaft
Wird die Auflösung einer Erbengemeinschaft angeordnet, hat das durch die Bestellung eines Vertreters im Sinne von Art. 609 ZGB zu geschehen.

Kantonsgericht Wallis TC C1 10 43 vom 05.11.2010
= ZWR/RVJ 2011, 308
Erbrecht: Testierwille; Art. 467 ZGB, Art. 481 ZGB
Ob der Erblasser letztwillig verfügte oder bloss schriftlich einen Wunsch äusserte, beurteilt sich nach dessen wirklichen Willen, der ausgehend vom Wortlaut des Schriftstücks mittels Auslegung zu ermitteln ist (E. 3).
Droit des successions: volonté de tester; Art. 467 CC, art. 481 CC
L’interprétation d’un testament, en partant du sens des mots utilisés, doit permettre de connaître la volonté réelle du de cujus et de déterminer si les termes adoptés ont le sens d’une disposition de dernière volonté ou s’ils n’expriment qu’un vœu (consid. 3).

Kantonsgericht Schwyz RK1 2010 8 vom 26.10.2010
= EGV-SZ 2010, 34

Litispendenz, Erbteilung
Die Rechtshängigkeit der Erbteilungsklage (actio duplex) schliesst die spätere separate Geltendmachung von Herabsetzungs- und Leistungsansprüchen nicht aus (E. 4.b und c).

Verwaltungsgericht St. Gallen B-2010-103 vom 14.10.2010
Handänderungssteuer, Art. 241- 245 StG (sGS 811.1).
Keine Befreiung der Erbengemeinschaft von der Handänderungssteuer für den erbrechtlichen Erwerb eines Grundstücks wegen Ablaufs der Zweijahresfrist nach Art. 244 lit. b StG bei der Anmeldung zur Grundbucheintragung. Die Besteuerung der Mitglieder der Erbengemeinschaft hat nach Massgabe der für die betreffenden Personen geltenden Steuersätze bzw. Steuerbefreiungen zu erfolgen. Die Handänderungssteuer ist bei der Übernahme eines Grundstücks durch den überlebenden Ehegatten auf dem anwachsenden Teil nur dann zu erheben, wenn der Wert des Grundstücks die dem Ehegatten zustehende Quote übersteigt. Da die Anteile der einzelnen Mitglieder der Erbengemeinschaft umstritten waren, ist von der gesetzlichen Erbquote und nach Massgabe der für die einzelnen Personen allenfalls geltenden privilegierten Steuersätze bzw. Steuerbefreiungen auszugehen.

Verwaltungsgericht Graubünden A-10-47 vom 11.10.2010
= PVG 2010, 95
Imposta sulle successioni
Disposizioni transitorie: Per la delimitazione temporale della validità della presente legge fa stato il momento in cui è avvenuto il fatto causante l’imposizione (consid. 3).
Intertemporalrechtliche Bestimmungen: Für die zeitliche Abgrenzung im Hinblick auf die Anwendung des vorliegenden Gesetzes ist der Zeitpunkt entscheidend, in welchem das die Besteuerung auslösende Ereignis stattgefunden hat (E. 3).

Obergericht Thurgau ZBO.2009.24 vom 07.10.2010
= RBOG 2010, 84 Nr. 10

Anforderungen an ein Gutachten nach Art. 618 Abs. 1 ZGB

Kantonsgericht Wallis C1 10 19 vom 04.10.2010
= ZWR/RVJ 2011, 238

Erbrecht: Enterbung, Gründe und Anfechtung (Art. 477 ZGB).
- Die Enterbung ist mittels Herabsetzungsklage anzufechten; aktivlegitimiert ist die enterbte, passivlegitimiert jede dadurch begünstigte Person (E. 1b).
- Adoptiert eine Person das Kind ihres Ehegatten, so erhält dieses auch bezüglich des Adoptivelternteils die Rechtsstellung eines leiblichen Kindes, inklusive Erb- und Pflichtteilsrecht, welche durch die spätere Scheidung der Eltern nicht dahinfällt (E. 3).
- Eine Strafenterbung setzt voraus, dass der Erbe gegenüber dem Erblasser zu dessen Lebzeiten seine familienrechtlichen Pflichten nachweislich in krasser Weise verletzt hat (E. 4).
Droit successoral: exhérédation, motifs et contestation (art. 477 CC).
L'exhérédation se conteste au moyen de l'action en réduction; la qualité pour agir appartient à l'exhérédé, celle pour défendre à toute personne qui en a retiré un avantage (consid. 1b).
L'enfant adopté par le conjoint de l'un de ses parents obtient le statut d'un enfant naturel aussi à l'endroit du parent adoptif, y compris en ce qui concerne sa part successorale et sa réserve légale, ce que le divorce ultérieur de ses parents ne saurait rendre caduc (consid. 3).
L'exhérédation punitive suppose que, preuve à l'appui, l'héritier ait contrevenu gravement, du vivant du défunt, à ses devoirs envers lui ou sa famille (consid. 4).
= ius.focus 2011, 216

Tribunal Cantonal DCSO/417/2010 Genève du 30.09.2010
Art. 1 OPC
Rejetée. Les autorités de la poursuite suisse ne sont pas comnpétents pour autoriser et exécuter un séquestre sur une part de communauté d'une succession non partagée d'un héritier domicilié à l'étranger. Rappel de jusrisprudence quant à l'élection de for
= BlSchK 2012, 29
Art. 275 LP; Art. 2 Ordonnance sur la saisie et réalisation de parts de communautés (OPC).
Séquestre des droits dʼun indivis dans une succession. - Lʼoffice compétent pour saisir une part de communauté ou les revenus en découlant est lʼoffice au domicile du débiteur, indépendamment du lieu de situation des biens de la communauté.
Art. 275 SchKG; Art. 2 VVAG. Arrestierung eines Liquidationsanteils an einer ungeteilten Erbschaft.
Zuständig zur Pfändung eines Anteilsrechts an einem Gemeinschaftsvermögen und eines Ertrages daraus ist stets das Betreibungsamt am Wohnort des Schuldners, unabhängig davon, wo sich das Gemeinschaftsvermögen selber oder einzelne Vermögenswerte davon befinden.
Art. 275 LEF; art. 2 RDC. Regolamento del Tribunale federale concernente il pignoramento e la realizzazione di diritti in comunione (RS 281.41).
Sequestro dei diritti spettanti allʼescusso in una successione indivisa. Lʼufficio di esecuzione del domicilio del debitore è competente per pignorare le parti o i redditi che al debitore spettano in una comunione, anche se i beni della comunione sono localizzati, in tutto od in parte, in altro circondario dʼesecuzione.

Verwaltungsgericht St. Gallen B2007/206 vom 16.09.2010
Bäuerliches Bodenrecht, Art. 58 ff. BGBB (211.412.11).
Rechtmässigkeit einer vom Landwirtschaftsamt bewilligten Abparzellierung eines Wohnhauses samt Scheune.
= SG GVP 2010 Nr. 89
Sachenrecht und Grundbuch. Art. 58 ff. BGBB (SR 211.412.11).
Eine Ausnahmebewilligung vom Zerstückelungsverbot wurde zu Recht gewährt, da die gesetzlichen Voraussetzungen gegeben waren und der abzutrennende Grundstücksteil (Wohnhaus mit Scheune und ca. 1000 m2 Bodenfläche) für den Betrieb der zuweisungsberechtigen Verwandten nicht notwendig war.

Obergericht Zürich UR100032 vom 15.09.2010
StPO 30; StGB 253, StGB 146.
Wer sich eine unvollständige Erbbescheinigung ausstellen lässt, erschleicht sich wegen ihres provisorischen Charakters - zumindest bis zur Feststellung ihrer Unrichtigkeit - keine falsche Beurkundung.
Lassen sich Erben trotz Kenntnis hängiger Anerkennungsverfahren betreffend im Ausland geschlossener Ehe des Erblassers bzw. betreffend durch den Erblasser im Ausland anerkannte Kindsverhältnisse eine materiell unvollständige Erbbescheinigung ausstellen, stellt dies keine Erschleichung einer falschen Beurkundung dar. Die auf Vorhalten der unvollständigen Erbbescheinigung veranlassten Handlungen - bspw. Eintragungen ins Grundbuch - sind bis zur Feststellung der Unrichtigkeit der Erbbescheinigung ebenfalls nicht als Erschleichen einer Falschbeurkundung zu werten (E. II.7.2. S. 12 f.).
Wegen ihres provisorischen Charakters ist die Erbbescheinigung nicht zur Täuschung über die wahren Erbenverhältnisse geeignet und bestimmt (E. II.8.2. S. 14).
Wenn es nicht Sache der Strafverfolgungsbehörden ist, komplexe güter- und erbrechtliche Auseinandersetzungen, welche einer umfangreichen Beweiserhebung bedürfen, zu beurteilen und damit dem Zivilgericht vorzugreifen, so kann vom juristischen Laien nicht erwartet werden, hierzu vorweg in der Lage gewesen zu sein, weshalb ihm kaum eine Bereicherungsabsicht nachgewiesen werden könnte (E. II.8.2. S. 17).

Aufsichtskommission über die Anwältinnen und Anwälte des Kantons Zürich KG 10008 vom 26.08.2010
= ZR 109 (2010) Nr. 73

Führung des Titels „Fachanwalt Erbrecht“
Art. 24 BGFA; Art. 27 Abs. 2 BGFA. Anforderungen an die von Anwältinnen und Anwälten aus Mitgliedstaaten der EU/ EFTA geführten Fachanwaltstitel.

Art. 24 BGFA fordert, dass die dienstleistungserbringenden Anwältinnen und Anwälte ihre ursprüngliche Berufsbezeichnung in der Amtssprache ihres Herkunftsstaats verwenden, unter Angabe der Berufsorganisation, deren Zuständigkeit sie unterliegen, oder des Gerichts, bei dem sie nach den Vorschriften dieses Staats zugelassen sind. Eine Spezialisierung als Fachanwalt/Fachanwältin ist vom Inhalt her ebenfalls als Berufsbezeichnung im Sinne von Art. 24 BGFA zu qualifizieren. Damit ist auch bei einer Spezialausbildung ein Vermerk auf die Herkunftsbezeichnung anzubringen.
SJZ 107 (2011) 449

Tribunal Administratif Genève ATA/530/2010 du 04.08.2010
LDS art. 13; LDS art. 16; LDS art. 24
Impôt; succession; donation; taxe d'insription au registe; interprétation (sens général); rcours admis.
Les donations et autres libéralités reçues par l'intimé, donataire et légataire, au cours des cinq années précédant la mort du donateur-disposant, qui n'ont pas été enregistrées à l'AFC dans le délai de l'art. 185 LDE, sont réintégrées à l'actif successoral et soumises aux droits de succession. Le bordereau de taxation de droits de succession est confimé.

Tribunal Cantonal du Valais SIO C2 10 248 du 03.08.2010
= RVJ 2011, 312
Administration d’office de la succession; Art. 554 CC, art. 555 CC, art. 556 CC
- Notion d’administration d’office de la succession et conditions de sa réalisation (art. 551 ss, 554 et 555 CC; consid. 5a).
- L’administration et la gestion des biens de la succession est l’activité principale de l’administrateur officiel (art. 554 CC; consid. 5b).
- En l’espèce, admission de la désignation d’un administrateur officiel de la succession (consid. 5c).
Erbschaftsverwaltung; Art. 554 ZGB, Art. 555 ZGB, Art. 556 ZGB.
- Begriff der Erbschaftsverwaltung und Voraussetzungen ihrer Anordnung (Art. 551 ff., 554 und 555 ZGB; E. 5a).
- Die Verwaltung der zum Nachlass gehörenden Vermögenswerte ist Hauptaufgabe des Erbschaftsverwalters (Art. 554 ZGB; E. 5b).
- Im konkreten Fall Zulassung der Bezeichnung eines Erbschaftsverwalters (E. 5c).

Kantonsgericht Graubünden ERZ-10-136 vom 16.07.2010
Nomina di un rappresentante degli eredi (Ernennung eines Erbenverteters)
La designazione di un rappresentante si lascia solo giustificare, se la comunione ereditaria non è capace di tutelare i diritti verso l’esterno; non è compito del rappresentante degli eredi di intervenire nei loro dissidi interni (consid. 2.2).
Die Ernennung eines Erbenvertreters lässt sich nur rechtfertigen, wenn die Erbengemeinschaft nicht fähig ist, ihre Rechte nach aussen hin zu wahren; es ist nicht Aufgabe des Erbenvertreters, sich in die internen Meinungsverschiedenheiten der Erben einzumischen (E. 2.2).

Kassationsgericht Zürich AA100039 vom 22.06.2010
Zivilverfahren (Herabsetzungsklage)
§§ 281 ff. ZPO. Kantonales Beschwerdeverfahren.

Anforderungen an die Begründung einer Nichtigkeitsbeschwerde; Grundsatz der Subsidiarität. Weitgehendes Nichteintreten zufolge ungenügender Auseinandersetzung mit dem angefochtenen Entscheid sowie Geltendmachung von Bundesrechtsverletzungen (Erw. 3 und 4).
§§ 84, 91 ZPO. Unentgeltliche Rechtspflege
Entzug der unentgeltlichen Prozessführung zufolge Aussichtslosigkeit der Nichtigkeitsbeschwerde ( Erw. 6).

Verwaltungsgericht Graubünden A-10-16 vom 11.05.2010
PVG 2010, 99 Nr. 18
Steuern. Nachlasssteuer. Verjährungsfristen.
- Bezüglich des Beginns der Verjährungs- und Verwirkungsfristen gelten weiterhin die zu Art. 125 StG entwickelten Grundsätze, wonach der Steueranspruch im Zeitpunkt des Vermögensübergangs entsteht; bei nicht periodischen Steuern beginnt die Frist somit nach Ablauf des Jahres, in dem der Erblasser verstarb, zu laufen.
Imposte. Imposta sulle succesioni. Termini di prescrizione.
- Per la decorrenza dei termini di prescrizione e di perenzione valgono sempre ancora i principi stabiliti in applicazione all'art. 125 LIC e giusta i quali il diritto all'imposta insorge al momento del trasferimento della sostanza; per imposte non periodiche, il termine inizia pertanto a decorrere al trascorrere dell'anno in cui è deceduto il testatore.

Kantonsgericht Graubünden ERZ-10-51 vom 03.05.2010
Annullierung Erbbescheinigung und Ermittlung der Erben.
Erbteilung; fehlende Sachlegitimation des Willensvollstreckers; Abweisung
ZGRG 2010, 97
ZGB 518. Aufgaben und Prozessführungsbefugnis des Willensvollstreckers.
AJP 19 (2010) 1032
(Eine gegen dieses Urteil beim Bundesgericht erhobene Beschwerde ist mit Urteil vom 10. Januar 2011 abgewiesen worden, soweit darauf einzutreten war).

Cour de justice Genève ACJC/440/2010 du 16.04.2010
Testament olographe; interprétation (sens général). Art. 501 al. 1, art. 467 et art 469 al. 1 CC.
Le but de l'interprétation des dispositions pour cause de mort est d'établir la volonté réel du disposant. La théorie de la confiance ne trouve donc pas application, ce qui signifie que les héritiers prétendus ou autres bénéficiaires n'ont pas droit à la protection de leur propre compréhension du texte; en d'autres termes, il ne s'agit pas de savoir comment ils ont compris la manifestation de volonté du défunt, mais uniquement ce que ce dernier voulait exprimer par là consid. 4.2).

Tribunal Cantonal Vaud FI.2009.0059 du 15.03.2010
= StR 65 (2010) 582-586

Procédure (VD)- Effet de la répudiation de la succession sur le paiement du reliquat d'impôt dû par le contribuable décédé.
En pareil cas, l'héritier n'a pas à répondre des dettes fiscales existantes au moment de la répudiation.
Quant au conjoint survivant, il n'est responsable du paiement du solde de l'impôt dû, après le décès de l'autre conjoint et répudiation de la succession de celui-ci, qu'à concurrence de sa part de l'impôt global, sur la base du revenu et de la fortune qui ont servi d'assiette à la taxation entrée en force. La décision attaquée heurte le droit civil fédéral en ce sens qu'il vide pratiquement de sa substance, dans le domaine fiscal, l'institution de la répudiation de la succession, au sens de l'art. 566 al. 1 CC.
Verfahrensrecht (VD)- Wirkung der Erbausschlagung auf die Zahlung der restlichen geschuldeten Steuern des verstorbenen Steuerpflichtigen.
In einem solchen Fall muss der Erbe für die im Moment der Erbausschlagung vorhandenen Steuerschulden nicht haften.
Nach dem Tod seines Ehegatten und Ausschlagung seiner Erbschaft haftet der überlebende Ehegatte für die Zahlung der noch ausstehenden Steuerschulden nur im Umfang seines Anteils an die gesamten Steuern, im Verhältnis des Einkommens und des Vermögens, welche als Berechnungsbasis für die in Kraft getretene Veranlagung gedient haben. Die angefochtene Verfügung verstösst gegen das Zivilrecht des Bundes, weil sie das Institut der Erbausschlagung i.S. von Art. 566 Abs. 1 ZGB im Steuerbereich praktisch aushöhlt.

Appellationsgericht Basel-Stadt BE 209.936 vom 25.02.2010
= BJM 211, 318

Zivilgesetzbuch
Ein vollständig mit Schreibmaschine oder Computer geschriebenes Testament ist, auch wenn es eigenhändig unterschrieben ist, nicht nur anfechtbar, sondern nichtig. Mit einer Generalvollmacht der Erblasserin an die im Testament eingesetzte Willensvollstreckerin kann das nichtige Testament nicht "geheilt" werden.

Verwaltungsgericht Zürich VB.2009.00423 vom 24.02.2010
Art. 7 Abs. I BGBB; Art. 9 BGBB; Art. 42 Abs. I BGBB; Art. 44 BGBB; Art. 52 Abs. III BGBB; Art. 76 Abs. II BGBB; Art. 77 Abs. I BGBB; Art. 83 Abs. III BGBB; Art. 88 Abs. I BGBB; Art. 89 Abs. I BGG; Art. 103 lit. a OG; § 17 Abs. II VRG; § 17 Abs. III VRG; Art. 975 ZGB.
Überprüfung einer Bewilligung zur Überschreitung der Belastungsgrenze im Sinn des Bundesgesetzes über das bäuerliche Bodenrecht ( BGBB).Prozessvoraussetzungen (E. 1).
Abweisung eines Sistierungsgesuchs, weil die Rechtskonformität der vorliegend streitigen Bewilligung auch ohne rechtskräftigem Abschluss des hängigen Betreibungsverfahrens auf Grundpfandverwertung beurteilt werden kann ( E. 4).
Das Verwaltungsgericht prüft von Amtes wegen, ob die Prozessvoraussetzungen bei der Vorinstanz erfüllt waren. Fraglich ist diesbezüglich nur, ob der Beschwerdegegner zum Rekurs legitimiert war (E. 5). Zwar setzt die Vorkaufsberechtigung im Sinn von Art. 42 Abs. 1 BGBB die Eignung für die Selbstbewirtschaftung voraus. Für die Beschwerdelegitimation von Vorkaufsberechtigten im Sinn von Art. 83 Abs. 3 BGBB genügt es aber, wenn der Beschwerdeführer zum Eigentümer des landwirtschaftlichen Gewerbes in einem von Art. 42 Abs. 1 BGBB genannten Verwandtschaftsgrad steht (E. 6 und E. 7.1), soweit er durch den angefochtenen Entscheid besonders berührt ist und ein schutzwürdiges Interesse an dessen Aufhebung oder Änderung hat (E. 7.2).
Die Regelung von Art. 52 Abs. 3 BGBB, wonach der Übernahmepreis beim Verwandtenvorkaufsrecht in jedem Fall den Grundpfandschulden entspricht, führt nicht zum Entfallen eines schutzwürdigen Interesses an der Aufhebung der vorliegend erteilten Bewilligung zur Überschreitung der Belastungsgrenze (E. 7.3).
Unerheblich für die Legitimation zur Anfechtung einer solchen Bewilligung ist auch, ob im Lastenbereinigungsverfahren während einer Betreibung auf Pfandverwertung ein über die Belastungsgrenze hinaus eingetragenes Pfandrecht bestritten wird (E. 7.4).
Vorliegend wurde zu Unrecht eine Bewilligung zur Überschreitung der Belastungsgrenze erteilt, weil die Bewilligung nicht dazu diente, ein landwirtschaftliches Gewerbe oder Grundstück zu erwerben, zu erweitern oder zu verbessern, oder notwendiges Betriebsinventar anzuschaffen oder zu erneuern (E. 8 ).
Der vorinstanzliche Entscheid, mit welchem die fragliche Bewilligung aufgehoben wurde, ist deshalb auch hinsichtlich der Nebenfolgen zu bestätigen (E. 9).
Kosten- und Entschädigungsfolgen (E. 11).
Abweisung, soweit auf die Beschwerde einzutreten ist.

Obergericht Zürich LB090032 vom 12.02.2010
Art. 527 Ziff. 1 und Art. 626 Abs. 2 ZGB; Herabsetzung einer Schenkung
Obwohl eine augenfällige Diskrepanz zwischen dem deklarierten Kaufpreis und dem gutachterlich festgestellten Verkehrswert einer Liegenschaft besteht, kann der Beweis nicht erbracht werden, dass die Erblasserin beim Verkauf der Liegenschaft an den Beklagten von einer solchen Diskrepanz wusste und deshalb eine Schenkungsabsicht hatte. Diese muss aber zur erfolgreichen Geltendmachung der Herabsetzung nach Art. 527 Ziff. 4 ZGB bewiesen werden  (E. 3).
= ZR 110 (2011) Nr.  31
Art. 527 Ziff. 1 und Art. 626 Abs. 2 ZGB. Herabsetzung einer Schenkung.
Kann sich der Schenkungswille aus einer erheblichen (objektiven) Diskrepanz von Wert und Preis ergeben? Frage verneint; in krassen Fällen ist es denkbar, das Beweismass herabzusetzen.

Aufsichtskommission über die Anwältinnen und Anwälte des Kantons Zürich vom 04.02.2010
Not@lex 2013, 90 (Denis Piotet)
Libéralités rapportables – notions de libéralité réductible; Art. 527 ch. 1 CC.
Dans le cadre de la jurisprudence fédérale se rapportant à la réunion, respectivement à la réduction de l’art. 527 ch. 1 CC, la notion de libéralité tient à la différence notable entre la contreprestation effective et la valeur vénale de l’attribution. La "reconnaissabilité" (Erkennbarkeit) de cette différence est un élément décisif pour établir l’animus donandi du disposant.
= ZR 110 (2011) Nr. 15
Führen des Titels „Fachanwalt Erbrecht“
Art. 12 BGFA. Feststellungsbegehren im Disziplinarrecht.
Feststellungsentscheide im Disziplinarrecht betreffend künftiges Verhalten erscheinen als nicht zulässig.

Sozialversicherungsgericht Zürich ZL.2008.00001 vom 31.01.2010
Zusatzleistungen. Beurteilung nach Verzicht auf erbrechtliche Ansprüche.
Einkünfte und Vermögen, auf die verzichtet wurde, sind gemäss Art. 3c Abs. 1 lit. g ELG dem Einkommen anzurechen. Der Tatbestand ist erfüllt, wenn ohne rechtliche Verpflichtung oder ohne adäquate Gegenleistung auf Einkünfte oder Vermögen verzichtet wird (E. 1.1).
Kein Vermögensverzicht, wenn ein Ehepaar einen jeweils den andern Ehegatten begünstigenden Ehevertrag abschliesst – entsprechend kann nicht vorgeworfen werden, wenn es einem abgeschlossenen Ehevertrag nicht zur definitiven Wirksamkeit verholfen hat (E. 3.4.1).
Die überlebende Ehegattin hatte die Wahlmöglichkeit von einem Viertel am Nachlass zu Eigentum oder der Hälfte zur Nutzniessung (Art. 462 aZGB). Sie hat faktisch die Nutzniessung ausgeübt. (E. 3.4.3).
Dem Verzicht auf den güterrechtlichen Vorschlagsdrittel ist die über die erbrechtliche Regelung hinausgehende Hälfte der Nutzniessung als Abgeltung gegenüber zu stellen (E. 3.5.1).

Verwaltungsgericht Graubünden A-09-54 vom 25.01.2010
Handänderungssteuer. Handänderung infolge Erbteilung unter gesetzlichen Erben. Gesetzliche Erbin einer Erbengemeinschaft. Abweisung.
Handänderungen an gesetzliche Erben unterliegen nach Art. 20 lit. a aGStG nicht der Handänderungssteuer. Gemäss Schenkungsvertrag ist eine Erbengemeinschaft die Veräusserin (E. 3.a).
Die Erbengemeinschaft kann nicht als Erblasserin im Sinne von Art. 457 ff. ZGB gelten und somit auch nicht über gesetzliche Erben verfügen: Eine Anwendung von Art. 20 lit. a aGStG ist somit ausgeschlossen (E. 3.c).
Art. 20 lit. b aGStG befreit Handänderungen infolge Erbteilung unter gesetzlichen Erben von der Handänderungssteuer. Gemäss den Akten hat X nicht als Mitglied der Erbengemeinschaft zu gelten: Eine Anwendung von Art. 20 lit. b aGStG ist ausgeschlossen (E. 4.b).

Kantonsgericht Wallis vom 22.01.2010
= ZWR/RVJ 2010, 266
Zivilrecht. Erbrecht: Erbenschein (Art. 559 Abs. 1 ZGB).
Der Erbenschein stellt einen provisorischen Legitimationsausweis dar ohne  materiellrechtliche Wirkung bezüglich der Erbberechtigung (E. 3a).
Droit civil. Droit des successions: certificat d'héritier (art. 559 al. 1 CC).
Le certificat d'héritier constitue un certificat de légitimation provisoire, sans effet de droit matériel en ce qui concerne le droit à l'héritage (consid. 3a).

Obergericht Luzern 11 08 9.2 vom 17.01.2010
Zivilrecht. Art. 612 ZGB. Zuweisung einer Erbschaftssache. Ausgleichung wertmässig ungleicher Erbteile in Geld.
Die Zuweisung mit Ausgleichszahlung statt der Veräusserung der Erbschaftssache bleibt die Ausnahme und ist nur zulässig, wenn die Differenz zwischen dem Wert der Erbschaftssache und dem Betrag des Erbteils nicht erheblich ist bzw. nur eine Ausgleichssumme von relativ geringem Ausmass anfällt (E. 7.2)Anker.
Persönliche Bedürfnisse des Erben, der die Zuweisung der Erbschaftssache verlangt, sind nur in zweiter Linie zu berücksichtigen (E. 7.2).
= LGVE 2010 I Nr. 8
Art. 612 ZGB. Zuweisung einer Erbschaftssache. Ausgleichung wertmässig ungleicher Erbteile in Geld.
= ZBJV 147 (2011) 836
Art. 612 ZGB. Zuweisung einer Erbschaftssache. Ausgleichung wertmässig ungleicher Erbteile in Geld.

Justiz-, Gemeinde und Kirchendirektion Bern 32.12-08.98 vom 15.01.2010
Eintragung des Erben als Alleineigentümer im Grundbuch
Ein Erbe kann nur dann als Alleineigentümer im Grundbuch eingetragen werden, wenn die anderen Erben zustimmen oder eine Erbteilung erfolgt ist (Art. 18 Abs. 1 lit. b der Grundbuchverordnung).
Nicht ausreichend für die Eintragung als Alleineigentümer ist eine Teilungsvorschrift in einem Erbvertrag, die das Alleineigentum zuweist. Ohne Zustimmung aller Erben ist auch der Willensvollstrecker nicht befugt, das Alleineigentum anzumelden.
Inscription de l’hériter au registre foncier en tant que propriétaire unique
Un héritier ne peut être inscrit au registre foncier en tant que propriétaire unique qu’à la condition que les autres héritiers y consentent ou qu’un partage successoral ait eu lieu (art. 18, al. 1, lit. b de l’ordonnance sur le registre foncier).
Une disposition sur le partage inscrite dans un pacte successoral, qui attribue la propriété unique n’est pas suffisante pour l’inscription en tant que propriétaire unique. Sans le consentement de l’ensemble des héritiers, même l’exécuteur testamentaire n’est pas habilité à requérir l’inscription de la propriété unique.

Kantonsgericht Graubünden JAK-09-44 vom 13.01.2010
Erbteilungsklage; Vorentscheid über Zuständigkeit.
Der ordentliche Stellvertreter, der anstelle des Kreispräsidenten eine Sühneverhandlung leiten soll, hat wegen Befangenheit in den Ausstand zu treten, wenn der Kreispräsident als Partner in der gleichen Anwaltskanzlei wie der Anwalt der Kläger arbeitet und mit dem ordentlichen Stellvertreter beruflich zusammenwirkt (E. 3).

Obergericht Zürich vom 04.01.2010
ZR 109 (2010) Nr. 85
Art. 264a Abs. 3 ZGB. Stiefkindadoption.
Von der Frist von fünf Jahren kann nicht abgesehen werden, auch wenn der Ehe ein stabiles und langjähriges Konkubinat voraus ging.